Hallo Welt!
Mein Name ist Cajus und ich bin am 28.12.2019 bei uns zuhause auf die Welt gekommen. Ich hatte einen ganz tollen entspannten Start auf dieser Welt und meine Mama eine wunderschöne Geburt. Unsere Geschichte möchte sie euch jetzt erzählen:
ET + 6 Da ich schon mehrere Tage über dem Termin war, machte ich mir zunehmend Gedanken darüber, wie es jetzt wohl weiter gehen würde. Bei meinem ersten Sohn Silas hatte ich eine Einleitung, die mit sehr schmerzhaften Wehen und schlussendlich einer PDA einherging. Dies wollte ich bei dieser Geburt auf jeden Fall vermeiden und hoffte jeden Tag, dass mein kleiner Bauchbewohner sich von selbst auf den Weg machen würde. Regina war noch ganz entspannt, da es dem Kleinen noch sehr gut ging und sie sich keine Sorgen darüber machte, dass er früher oder später von allein auf die Welt kommen würde. Also hieß es für mich weiter abwarten und die Zeit irgendwie überbrücken, nachmittags spazierten wir noch zu Freunden und verbrachten den Nachmittag mit ihnen. Ich bekam, ganz vorausschauend, dass das dem Baby ja einen Schubs geben könnte, eine große Kanne Ingwertee serviert. Wieder zuhause war alles wie jeden Abend, wir aßen zu Abend, brachten den Großen ins Bett und gingen nach einer Folge unserer Serie selbst schlafen. Nachts kam der Silas nach einem Albtraum zu uns ins Bett und ich wanderte, wie schon all die Wochen zuvor aus, um im Wohnzimmer auf der Matratze zu schlafen, welche schon für die Geburt dort bereit gelegt war.
ET+7 Um 03:25 wachte ich mit einem starken Schmerz im Rücken auf. Ich schaute direkt auf die Uhr und dachte mir – „Oh okay, also wenn das jetzt regelmäßiger kommt, dann gehts wohl los.“ Also abwarten, meine Serie wieder eingeschaltet und versucht die Zeit zu überbrücken. Die Wehen kamen alle 8-10 Minuten und ich war mir immer noch etwas unsicher, ob es jetzt WIRKLICH los geht. Die Wehen kamen ziemlich regelmäßig und im liegen war es für mich kaum auszuhalten. Also schlenderte ich durch die Wohnung und stütze mich bei jeder Wehe ab. Gegen 04:15 habe ich noch ein bisschen Obst gegessen und mir vorgenommen gegen 04:30 in die Badewanne zu gehen. Gesagt getan – vorher weckte ich noch kurz meinen Mann. Ich gab ihm Bescheid, dass es eventuell los gehen würde, ich jetzt aber erst mal in die Badewanne gehen würde, um zu schauen ob die Wehen bleiben. Mittlerweile war es 04:40 und ich legte mich in die Badewanne – was jedoch ein ziemlich kurzes Vergnügen war, da sich die erste Wehe in der Wanne so schmerzhaft für mich anfühlte, dass ich einfach nur noch raus und wieder stehen wollte. Also zog ich mich wieder an, weckte erneut meinen Mann und sagte ihm, dass ich jetzt gerne meine Mutter anrufen würde, damit sie Silas holen kann. Martin fragte mich, ob ich den Regina schon anrufen will. Meiner Meinung nach kamen die Wehen aber noch in zu weiten Abständen, weshalb wir noch etwas warten wollten. Stattdessen haben wir uns erst darum gekümmert, dass Silas außer Haus kommt. Nach mehrmaligen Versuchen ging meine Mama leider nicht ans Telefon und ich versuchte meinen Bruder zu erreichen. Der ging zum Glück sofort an sein Handy und sagte uns er wäre in 20 min da, um Silas abzuholen. Martin weckte Silas, erklärte ihm, dass er jetzt endlich zur Oma in den Urlaub fahren dürfte und machte ihn fertig. Gegen 05:20 war mein Bruder dann da und nahm Silas mit. Ab diesem Moment konnte mein Körper endlich richtig loslassen. Ich merkte, wie die Wehen in deutlich kürzeren Abständen kamen (Ich denke zu dem Zeitpunkt waren wir bei allen 5-6 Minuten) und ich beauftragte meinen Mann, Regina anzurufen. Während er noch unbedingt die Küche aufräumen wollte, kümmerte ich mich um mich und meine mittlerweile knackigen Wehen. Ich bat Martin während der Wehen bei mir zu sein und meine Hand zu halten. In den Pausen half er mir, indem er Wasser holte, mich beim umziehen unterstütze und er mir einen kalten Lappen holte,um meine Stirn zu kühlen. Gegen 6 Uhr kam dann auch Regina. Ich stand über unserem Fernsehtisch gebeugt und war bei mir und meinen Wehen, als sie mich fragte ob ich mich nicht auf die Matratze legen wollen würde. In dem Moment fühlte es sich für mich noch nicht richtig an und ich blieb in meiner gebeugten Position, merkte aber langsam die Anstrengung in den Beinen. Nach zwei weiteren Wehen entschied ich mich doch es zumindest mal in Seitenlage zu probieren. Martin war mittlerweile auch ganz bei mir und kümmerte sich nur noch in den Wehenpausen, um warmes Wasser und Kaffee für meinen Damm. Davon habe ich aber längst nichts mehr mitbekommen, da ich mich so mit den Wehen beschäftige, die bereits, ab dem Zeitpunkt als Regina kam, alle 2-3 Minuten kamen. Ich verlor mein komplettes Zeitgefühl. Nach dem alles vorbereitet war, lag Martin ganz nah bei mir und ich hielt seine Hand, die ich während jeder Wehe fest zudrückte. Er redete sanft auf mich ein und half mir beim veratmen. Währenddessen massierte Regina mir den Rücken und legte mir während der Pausen eine warme Wärmflasche auf den Rücken. Es tat mir unglaublich gut und ich konnte jede Pause nutzen um Kraft zu tanken. Regina fragte mich ob ich mal auf Toilette wollen würde und das machten wir dann auch. Auf der Toilette veratmete ich zwei bis drei Wehen und spürte den ersten Druck nach unten und den Drang zu schieben. Regina war sehr aufmerksam und meinte direkt „Toll, wenn du drücken musst, dann drück. Hör auf deinen Körper!“ und so saß ich nochmal ein bis zwei Wehen auf der Toilette, bis wir wieder in unser Wohnzimmer gingen. Im Hintergrund lief leise Entspannungsmusik und neben mir flackerte der Kamin – was mir in diesem Moment wohl ziemlich egal war, aber rückblickend auf jeden Fall positiv für die Gesamtatmosphäre und die damit verbundene Entspannung während der Wehenpausen war. Wehe für Wehe schob ich mein Kind näher durch meinen Geburtskanal, nicht vollkommen schmerzfrei aber ich war so entspannt und freute mich darüber, dass ich bald meinen Sohn kennen lernen dürfte, das die Schmerzen nicht relevant waren. Ich hatte immer im Kopf den Satz „Jede Wehe bringt dich deinem Kind näher“. Dieser Satz hat mir so viel Kraft gegeben. Martin half mir jede Wehe zu veratmen, atmete mit, eng neben mir und half mir in den Pausen locker zu lassen, zu entspannen – Kraft zu tanken für die nächste Wehe. Ich war gedanklich nur bei mir und meinem Kind. Regina bemerkte ich kaum, sie war da, tastete ab und an den Muttermund, hörte zwei – drei mal mit dem Doppler nach den Herztönen des Babys und massierte mir den Rücken während den Wehen. Aber ich fühlte mich in keiner Sekunde unnötig belästigt, was ein sehr großer Unterschied zu meiner Geburt im Krankenhaus war. Ich fühlte mich einfach wohl und vertraute ihr und sie vertraute mir – mir und Cajus, dass wir das gemeinsam schon machen. Ich veratmete meine Wehen und drehte mich in regelmäßigen Abständen von der einen Seite auf die andere. Als ich gerade wieder im Wechsel auf die andere Seite war, wollte ich gern eine Wehe im Vierfüßlerstand abwarten. Das tat mir so gut, und ich konnte gut mit schieben, dass wir beschlossen noch ein – zwei Wehen in dieser Position zu verweilen. Und da platzte endlich meine Blase – ich war so erleichtert, da es für mich wieder einen Schritt näher zu meinem Kind bedeutete und da sie so noch lange intakt war, dachte ich schon, sie wird nie platzen. Martin hat mir im nach hinein erzählt, dass die Blase kurz vor 8 Uhr geplatzt ist. Es tat so gut und ich wollte noch eine Wehe in dieser Position bleiben, danach meinte Regina ob ich mich nicht doch wieder hinlegen wollen würde, da es dem Kind dann leichter fällt durch das Becken zu gleiten. Gesagt – getan, ich legte mich wieder hin. Martin wollte die Wehen wieder mit mir veratmen, als ihn Regina darauf aufmerksam machte, dass ich jetzt gar nicht mehr veratmen solle, sondern das Baby mit auf die Welt schieben solle. Und jetzt ging es auch ganz schnell, nach ein- zwei Wehen, war das Köpfchen am Ausgang meiner Scheide und Regina war sehr bemüht, meinen Damm intakt zu halten. Sie erinnerte mich jedes mal daran, dass ich mit der Wehe schieben soll und nicht einfach pressen soll. Während den Pausen lobten Martin und Regina mich und ich wusste – jetzt hast du es gleich geschafft, halte durch! Mit der nächsten Wehe, steckte das Köpfchen schon halb draußen und ich durfte das klein Köpfchen spüren. Voller Glück sammelte ich meine letzten Kräfte, hielt dem Schmerz der Dehnung entgegen und schob mit der nächsten Wehe dein Köpfchen aus meiner Scheide heraus. „Gleich haben wir es geschafft, Cajus! Gleich können wir uns kennen lernen!“ kreisten die Gedanken in meinem Kopf während ich eine gefühlte Ewigkeit auf die nächste und letzte Wehe wartete, mit der ich dich aus meinem Körper gleiten ließ – und als sie dann kam, schob ich noch einmal mit aller Kraft erst die Schultern und dann den Rest deines kleinen Körpers aus mir heraus.
Völlig Erschöpft aber überglücklich, hörte ich um 08:13 dein Schreien – deinen Willkommensschrei – der uns zeigen sollte, dass es dir gut geht und das du jetzt da bist – bei uns. Ich lehnte mich an deinen Papa und kam etwas zur Ruhe, während Regina dich etwas sauber machte. „ Darf ich ihn denn sehen?“ waren meine ersten Worte und Regina meinte sofort: „ Natürlich, dreh dich um.“ Ich drehte mich um, sie legte dieses kleine Wesen auf meine Brust und ich sah dich an und spürte diese bedingungslose Liebe für diesen kleinen perfekten Menschen. Der zum einen so seinem Bruder ähnlich sieht, und zum anderen doch so anders ist – du bist einfach unser zweites Wunder, unser Kind. Ich schaute Martin an und wir beide hätten in dem Moment nicht glücklicher, stolzer und erleichterter sein können. Regina ließ in der Zeit die Nabelschnur aus pulsieren, machte irgendwas – ich muss ehrlich sein in diesem Moment hatte ich nur Augen für dich, unseren kleinen Cajus – und irgendwann fragte sie mich, ob ich schon Nachwehen verspürte, damit wir die Plazenta noch gebären können. Nachdem Martin die Nabelschnur durchgeschnitten hatte und ich leider immer noch keinen Drang zu schieben hatte, legten wir Cajus erst mal an und ließen ihn ein bisschen an meiner Brust trinken, da das Nachwehen begünstigen kann. Cajus wusste sofort was zu tun ist und schluckte fleißig die ersten Tropfen Vormilch, während ich meine Plazenta aus mir herausschob. Danach schaute sich Regina meine Plazenta ganz genau an und erklärte sie uns. Trotz aller Bemühungen, sind meine alten Schnitte von Silas Geburt etwas eingerissen und mussten noch vernäht werden. Sehr vorsichtig und achtsam ging Regina an die Sache heran. Sie erklärte mir genau, was sie tun muss, betäubte die Haut und nähte die offenen Wunden. Mittlerweile war schon über eine Stunde vergangen und wir kuschelten alle noch auf der Matratze, während ich genäht wurde und dann nahm dich Regina für die U1zu sich. Ich war so gespannt, was du wiegen würdest – da dein Bruder schon so schwer war und mich die gesamte Schwangerschaft das Gewicht des Babys verunsicherte. 4340 Gramm – 55 cm und einen Kopfumfang von 35 cm – WOW! Damit hätte ich nicht gerechnet. Um so glücklicher war ich, dass wir es trotzdem geschafft haben, dass Cajus natürlich auf die Welt kam, ohne Einleitung, ohne PDA und dennoch so schön und fast schmerzfrei. Aber das Wichtigste war Cajus war gesund und alles war so wie es sein soll. Nachdem Regina Cajus angezogen hatte, zog ich mich auch wieder an und wir gingen noch einmal gemeinsam auf die Toilette. Mein Kreislauf war schon wieder ziemlich stabil. Danach legten wir ihn nochmal an meiner anderer Brust an. Während Cajus nochmal trank, räumte Regina alles auf und machte die Wäsche im Keller an. Kurz nach 11 Uhr verabschiedete sie sich fürs Erste und wollte am Abend nochmal nach uns sehen. Wir kuschelten den ganzen Nachmittag und lernten uns langsam kennen.“